Leistenhernie / Leistenbruch
Was ist das?
Eine Leistenhernie wird auch als Leistenbruch bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Schwäche der Bauchwand in Höhe des Leistenbandes. Ursache der Schwäche ist ein natürlicher Kanal durch die Bauchwand. Beim Mann verläuft der Samenstrang auf seinem Weg vom Bauchraum in den Hodensack durch diesen Kanal. Bei der Frau verläuft ein Bindegewebsstrang, das sogenannte „runde Mutterband“, durch den Leistenkanal. Zu einem Leistenbruch kommt es, wenn sich zusätzlich zu den o.g. Strukturen das Bauchfell wie ein Sack in den Leistenkanal vorwölbt. In diesem Bauchfellsack können sich z.B. auch Darmschlingen befinden. Diese Aussackung gewinnt mit der Zeit an Größe und kann beim Mann bis in den Hodensack (Skrotum) reichen. Wir sprechen dann von einer Skrotalhernie. Befinden sich im Bruchsack Darmanteile, können diese einklemmen.
Zum Zeitpunkt der Geburt ist die Verbindung zwischen Bauchraum und Hodensack noch natürlicherweise offen und verschließt sich mit der Geburt oder unmittelbar danach. Bleibt diese Verbindung bestehen, entsteht schon beim Kind ein Leistenbruch. Weitere Ursachen für die Entstehung des Leistenbruches sind das Lebensalter (Bindegewebsschwäche), eine Schwäche des Schlussmechanismus an der inneren Öffnung des Leistenkanales, ein erhöhter Druck im Bauchraum oder schwere Verletzungen der Bauchdecke. Die Häufigkeit von Leistenbrüchen liegt bei Männern bei ca. 2 % und bei Frauen bei ca. 0,3 %. Man geht davon aus, dass in Deutschland ca. 120.000 bis 150.000 behandlungsbedürftige Leistenbrüche pro Jahr diagnostiziert werden.
Was kann man tun?
Seit 4000 Jahren werden sogenannte Bruchbänder zur „Behandlung“ des Leistenbruches getragen. Wir wissen heute, dass dies sinnlos ist. Schon vor über 100 Jahren hat der Chirurg V. Czerny festgestellt: „Oft werden sie von einem Bandagisten zum anderen geschickt, bis sie nach großen Opfern an Zeit und Geld, murrend über das Ungeschick der Ärzte und Bandagisten, sich in ihr Schicksal ergeben.“
Das Bruchband ist also sinnlos. In sein Schicksal muss man sich aber nicht ergeben. Die einzig sinnvolle Maßnahme zur Beseitigung des Leistenbruches ist die Operation. Dabei wird die Schwäche der Bauchwand als Ursache für den Leistenbruch beseitigt.
Wir unterscheiden grob 2 Operationsarten: die „offene“ Operation mit mehr oder weniger großem Schnitt in der Bauchdecke in Höhe des Leistenbandes und die minimalinvasive Operation (Schlüsselloch-Technik). Bei der minimal invasiven Operation kann auf größere Schnitte verzichtet werden, die volle Mobilität ist schneller wieder hergestellt. Es wird mit Videokamera operiert und die Bauchwandschwäche wird mit einem Kunststoffnetz ausgeglichen. Die „offene“ Operation kann oft auf die Verwendung eines Kunststoffnetzes verzichten. Dann wird die Bauchwandschwäche durch Naht stabiler Bauchwandanteile ausgeglichen. Ist dies nicht möglich, wird auch bei der „offenen“ Operation ein Kunststoffnetz eingesetzt. Sind Darmanteile im Bruch eingeklemmt und kann die Einklemmung nicht beseitigt werden, muss notfallmäßig operiert werden. Dann müssen nicht selten auch die eingeklemmten Darmanteile entfernt werden.
Was bietet das Klinikum Bad Hersfeld?
In der Klinik für Allgemein-und Viszerlachirugie wird sowohl die Schlüssellochtechnik als auch die „offene“ Operation durchgeführt. Nach der Operation empfehlen wir, Druck auf der Bauchdecke (Pressen, Husten, schweres Heben) wenn dies Beschwerden bereitet für einen Zeitraum von 2-3 Wochen zu vermeiden.
Dr. med. Jochen Wiegand
Dr. med. Jochen Wiegand
Oberarzt
Ach
Klinikum Bad Hersfeld GmbH
Seilerweg 29
36251 Bad Hersfeld
Tel.: 06621 / 88 1526
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