Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom)

Was ist das?
Beim Ösophaguskarzinom handelt es sich um die Krebserkrankung der Speiseröhre.
Die Speiseröhre mündet in den Magen, verläuft auf ihrem Weg dorthin aber zum größten Teil im Brustkorb und zwar direkt vor der Wirbelsäule.
Je nach Zellart unterscheiden wir in der Speiseröhre zwei Krebsarten:

  • Das Plattenepithelkarzinom
  • Das Adenokarzinom

Diese Unterscheidung ist wichtig, da sie Konsequenzen für die Art der Behandlung hat (s.u.). Insgesamt ist das Ösophaguskarzinom ein eher seltener Tumor. Beim Mann ist es der 11.-häufigste Tumor, bei der Frau ist er noch wesentlich seltener.
Allerdings nimmt die Häufigkeit des Adenokarzinoms in den letzten Jahren stark zu (die Häufigkeit des Plattenepithelkarzinoms bleibt ungefähr gleich).

Als Risikofaktoren für das Plattenepithelkarzinom gelten der Alkoholkonsum und das Rauchen. Auch die Aufnahme nitrosaminhaltiger Nahrungsmittel gilt als Risiko. Bier, Fischprodukte und gepökelte Fleischerzeugnisse enthalten Nitrosamine.
Ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Adenokarzioms in der Speiseröhre ist die Refluxkrankheit (siehe auch unter Refluxkrankheit auf dieser Internetseite). Darunter verstehen wir das Zurücklaufen von saurem oder gallehaltiger Flüssigkeit aus dem Magen in die Speiseröhre. Die Refluxkrankheit äußert sich meist als chronisches Sodbrennen. Menschen, die immer wieder unter Reflux leiden haben ein ca. 7-fach höheres Risiko diese Art des Speiseröhrenkrebses zu entwickeln. Besteht die Refluxkrankheit über Jahre und ist stark ausgeprägt, kann dieses Risiko sogar auf das 40-fache steigen. Durch den chronischen Reiz verändern sich die Zellen der Speiseröhre schrittweise (Dysplasie), um dann schließlich bösartig zu werden. Auch bei diesem Krebs nimmt man heute an, dass dabei Veränderungen im genetischen Material (Onkogene, Tumor-Supressor-Gene) eine Rolle spielen.

Das Ösophaguskarzinom macht sich meistens erst durch Schluckstörungen bemerkbar. Beim Essen „rutscht“ die Speise nicht mehr glatt in den Magen, sie „bleibt stecken“.
Die Diagnose wird dann durch eine Magenspiegelung gestellt. Hierbei wird eine Probe aus dem Tumor entnommen und kann dann unter dem Mikroskop untersucht werden. Das Ösophaguskarzinom geht von der Schleimhaut des Ösophagus (innere Auskleidung der Speiseröhre) aus und wächst in die Wand der Speiseröhre. Es kann in Lymphknoten und in andere Organe (vor allem die Leber) streuen. Große Tumore können – je nach Lage des Tumors - in die Luftröhre oder den Herzbeutel einwachsen.

Was kann man tun?
Patienten mit chronischem Reflux, der schon zu beginnenden Veränderungen in der Speiseröhre geführt haben, sollten regelmäßig kontrolliert werden (Magenspiegelung mit Probenentnahme), um einen bösartigen Tumor frühzeitig zu erkennen.
Ist ein bösartiger Tumor nachgewiesen, müssen weitere Untersuchungen folgen. Neben der Magenspiegelung mit Probenentnahme gehören dazu

  • Endosonographie (Ultraschalluntersuchung von innerhalb der Speiseröhre)
  • Computertomographie des Brustraumes und des Bauchraumes
  • Tumormarkerbestimmung im Blut
  • Spiegelung von Rachen und Bronchien (Plattenepithelkarzinom)

Eine Heilung ist nur durch eine Operation möglich. Allerdings stehen heute zusätzliche Behandlungen zur Verfügung, die das langfristige Operationsergebnis verbessern. Daher wird das Ösophaguskarzinom heute – je nach Tumorgröße und Tumorausbreitung, dem sog. Tumorstadium – ganz unterschiedlich behandelt. Daher ist es das Ziel der o.g. Untersuchungen, das Tumorstadium so exakt wie möglich schon vor der Behandlung festzulegen. Dabei ergibt sich das Tumorstadium aus der Tumorgröße, dem Nachweis befallener Lymphknoten und dem Nachweis weiterer Streuung. Die Art der folgenden Behandlung hängt dann außerdem von der Art des Tumors – Adenokarzinom oder Plattenepithelkarzinom – ab.

Adenokarzinom
Bei sehr kleinen Tumoren, die auf die äußerste Schicht der Speiseröhre (Mukosa) beschränkt sind, wird heute eine Abtragung im Rahmen einer Spiegelung vorgenommen. Das abgetragene Gewebe wird dann unter dem Mikroskop untersucht. Bestätigt sich das Anfangsstadium, ist diese Therapie ausreichend. Zeigt sich unter dem Mikroskop doch ein tieferes Wachstum, muss der befallene Abschnitt der Speiseröhre und die dazugehörigen Lymphknoten in einer Operation entfernt werden.
Zeigt sich bei den o.g. Untersuchungen ein größerer Tumor, wird zunächst eine Chemotherapie durchgeführt. Liegt keine Streuung in andere Organe vor, wird nach der Chemotherapie der Tumor operativ entfernt.

Plattenepithelkarzinom
Das Plattenepithelkarzinom wird – soweit keine Streuung in andere Organe vorliegt – immer operativ behandelt. Eine Abtragung im Rahmen einer Spiegelung kommt hier nicht in Frage. Handelt es sich um einen größeren Tumor und/oder gibt es Hinweise auf Lymphknotenbefall wird beim Plattenepithelkarzinom zunächst eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie durchgeführt. Die Wirkung dieser Therapie kann dann mittels PET-Computertomographie überprüft werden. Dann folgt die operative Entfernung der tumorbefallenen Speiseröhre mit dazugehörigen Lymphknoten. Bei der Operation des Adenokarzinoms und des Plattenepithelkarzinoms muss der Tumor im Gesunden mit den dazugehörigen Lymphknoten entfernt werden. Bei den Adenokarzinomen, die am Übergang zum Magen wachsen, bedeutet dies, dass vom Bauchraum aus operiert werden kann. Bei Tumoren, die weiter entfernt vom Magen in der Speiseröhre wachsen, muss die Operation sowohl vom Bauchraum als auch vom Brustraum durchgeführt werden. Der entfernte Speiseröhrenanteil wird durch Dünndarm ersetzt. Ist eine Operation nicht sinnvoll (z.B. bei Streuung in andere Organe), wird eine Tumorkontrolle durch Chemotherapie und/oder Strahlentherapie vorgenommen. Das Schlucken kann durch die Einlage eines Platzhalters (Stent) in der Speiseröhre verbessert werden.

Was bietet das Klinikum Bad Hersfeld
Das Vorgehen wird in einer interdisziplinären Tumorkonferenz, bei der alle Experten beraten (Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen, Röntgenärzte), festgelegt.
Die Tumorabtragung im Rahmen einer Spiegelung (bei sehr kleinen Tumoren) und die Stenteinlage (z.B. bei Streuung in andere Organe), wird in der Klinik für Innere Medizin I vorgenommen.
Wir haben diese Eingriffe auf einen Operateur konzentriert. Es besteht eine Spezialausbildung in Viszeralchirurgie (Chirurgie der inneren Organe). Als eine der wenigen Kliniken in Deutschland führen wir Eingriffe an der Speiseröhre auch in minimal invasiver Technik durch. Neben der spezialisierten Operation werden am Klinikum sämtliche diagnostischen Maßnahmen und ggf. die Strahlentherapie und die Chemotherapie durchgeführt.

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