Hybrid-Operation
Tödliche Aneurysmakrankheit der Hauptschlagader durch Hybrid-Operation besser behandelbar
Krankhafte Erweiterungen der Hauptschlagader in Form des Aortenaneurysma stellen aufgrund der Gefahr zu platzen eine tödliche Bedrohung dar. Erreicht der Durchmesser des Aortenaneurysma im Bauchraum 5 cm oder innerhalb der Brusthöhle 6 cm, steigt das Risiko deutlich an, dass das Aneurysma platzt und ein Verblutungstod eintritt. Die Ausschaltung dieser Gefahr mit Ersatz des erkrankten Gefäßabschnittes durch eine offene Operation ist seit über 5 Jahrzehnten und durch schonenderes Einbringen von Stentprothesen über die Leistenschlagadern ohne Eröffnung der Bauchhöhle seit 2 Jahrzehnten eine bewährte Therapie.
Schwierig wird die operative Behandlung in beiden Fällen, wenn die Aneurysmakrankheit die Aorta in einem sehr langen Abschnitt und insbesondere im Bereich der Abgänge wichtiger organversorgender Schlagadern betrifft. Die offene Operation zum Ersatz der erkrankten Aorta ist dann in Form eines sehr belastenden Zweihöhleneingriffes mit Eröffnung von Bauch- und Brusthöhle sowie zumeist unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine erforderlich. Das Operationsrisiko einer Querschnittlähmung und des Todes durch Organversagen ist trotz moderner Überwachungsmöglichkeiten und weiterentwickelter Technik nicht zu unterschätzen. Deshalb wurden in jüngster Zeit als schonendere Behandlungsalternative Stentprothesen entwickelt, welche seitliche Eröffnungen oder Seitenäste zur Versorgung wichtiger Organarterien aufweisen. Einerseits ist diese Technik nicht in allen Fällen geeignet. Andererseits bleibt die Aorta in ihrer Lage zu den Organen in Bewegung. Dadurch können abknickungsbedingte Verschlüsse der Seitenäste zu den Organen mit der Folge eines Organversagens insbesondere von Gehirn, Darm oder Niere eintreten.
Eine neuere Herangehensweise in der Behandlung ist die sogenannte Hybrid-Operation des Aortenaneurysma, welche vorteilhafte Aspekte der offenen Operation und des schonenderen kathetergestützten Zuganges mit Einpflanzung von Stentprothesen vereinigt. Dabei wird die kritische Versorgung der Organarterien zunächst durch eine offene Bypassoperation von einem nicht erkrankten Gefäßabschnitt her sichergestellt. Sind beispielsweise die Abgänge der Bauchorganarterien betroffen, so kann von einer Beckenschlagader aus ein verzweigter Bypass zu den vier wichtigen Organschlagadern, zwei Nierenarterien und zwei Magen-Darm-Arterien, angelegt werden, der aufgrund seiner Mehrarmigkeit auch Octopus-Bypass bezeichnet wird. Die abknickungsfreie Funktionstüchtigkeit dieses Bypass wird noch während der Operation durch Röntgendarstellung mittels Kontrastmittel überprüft.
Nach einer kurzen Erholungszeit erfolgt zumeist wenige Tage später der dann weniger belastende zweite operative Schritt durch Ausschaltung des Aortenaneurysma mittels Stentprothesen. Dabei werden rohrförmige, durch Katheter über die Leistenschlagader eingeführte Stentprothesen in der Hauptschlagader freigesetzt, welche den Blutstrom in die gefährliche Aneurysmahöhle ausschalten. Da durch den Octopus-Bypass die Organarterien bereits versorgt wurden, benötigt die Stentprothese keine der kritischen Seitenäste. Das Auftreten einer Querschnittlähmung bei der Einpflanzung von Stentprothesen ist gegenüber der offenen Ersatzoperation mit Zweihöhleneingriff um ein vielfaches verringert.
Die Gefäßchirurgie am Klinikum Bad Hersfeld behandelt ausgedehnte Aneurysmaerkrankungen der Hauptschlagader im Brust- und Bauchbereich (thorako-abdominales Aortenaneurysma) seit drei Jahren in Form der Hybrid-Operation. Durch ein interdisziplinäres Spezialisten-Team aus Radiologen, Kardiologen, Anästhesie und Intensivmediziner werden betroffene Patienten, die für diese Behandlung infrage kommen, diagnostisch ausgewählt und vorbereitet. Eine technisch modern ausgestattete Bildgebung, Schutzvorkehrungen vor einer Querschnittlähmung, konsequente Intensivüberwachung gewährleisten gute Behandlungsergebnisse für das schwierigste gefäßchirurgische Krankheitsbild.