Klinik-Neubau liegt im Plan

Hersfeld-Rotenburg – Die Bauarbeiten für den Neubau am Klinikum Bad Hersfeld-Rotenburg am Seilerweg in der Kreisstadt liegen voll im Zeitplan. Dank des bisher meist milden Winterwetters konnte ohne Einschränkungen durchgearbeitet werden. „Es läuft sehr, sehr gut“, sagt Sascha Sandow, kaufmännischer Direktor des Klinikums und für das Bauprojekt verantwortlich, bei einem Baustellenrundgang mit unserer Zeitung.

Auch die Kosten für das Bauvorhaben liegen im Rahmen. „Bislang konnten positive Ausschreibungsergebnisse von bis zu 15 Prozent unter den kalkulierten Volumen erzielt werden“, so Sandow. Denn die Baukosten waren ursprünglich in der Hochpreisphase kalkuliert worden. Bis Ende 2026 soll der Neubau fertig sein, die Inbetriebnahme soll 2027 erfolgen. „Dieses Ziel steht weiterhin“, sagt Sandow. Bis dahin ist aber noch viel zu tun. Bisher wurden rund 39.000 Kubikmeter Erde ausgehoben. Außerdem wurden 920 Kubikmeter Beton für die Stützpfähle auf dem abschüssigen Gelände eingebaut, was einer Gesamtlänge von 2100 Metern entspricht.

Inzwischen überragen weithin sichtbar mächtige Baukräne das Gelände am Seilerweg. Dort soll jetzt mit den Drahtgeflechtarbeiten für das Fundament begonnen werden. Damit dürften die Bauarbeiter bis zum Spätsommer beschäftigt sein. „Danach wird das neue Gebäude dann sichtbar wachsen“, sagt Sascha Sandow. In der Rohbauphase soll in zwei Schichten auf der Großbaustelle gearbeitet werden. „Wir wollen so schnell wie möglich fertig werden“ – allein schon aus Kostengründen, denn die Konzentration auf einen Klinikstandort soll jährlich bis zu 15 Millionen Euro einsparen.

Die anfänglichen Anwohnerproteste wegen des Baulärms haben sich inzwischen gelegt. „Durch die Gespräche am Runden Tisch haben wir uns angenähert und das gegenseitige Verständnis ist gewachsen“, sagt Sandow. Die Gespräche über eine zweite Zufahrt zum Klinikum gehen weiter.

Im Februar 2025 sollen zudem die Bauarbeiten am Bettenhaus Nord starten. Dorthin soll die orthopädische Klinik, die zurzeit noch im Bad Hersfelder Kurpark ist, umziehen. Ziel ist es, kurze Wege zur nahegelegenen Unfallchirurgie zu gewährleisten und damit die gesundheitspolitisch gewünschte „Zentrumsbildung“ voranzutreiben. Der Umzug der Orthopädie ist für das dritte Quartal 2025 geplant.

Modernes Notfallzentrum in Bad Hersfeld

Am Seilerweg sollen künftig 636 Betten zur Verfügung stehen. Der Neubau mit einer Nutzfläche von 17.000 Quadratmetern verteilt auf sechs Geschosse bildet dabei ein Notfallzentrum mit Notaufnahme, einer Stroke-Unit, einem Katheter-Zentrum, einem OP-Bereich, einer interdisziplinären Intensivstation, vier Pflegestationen und einem Hubschrauberlandeplatz. Der Neubau soll gut 180 Millionen Euro kosten. Die Finanzierung wird zu je einem Drittel von Land, Bund und Kreis getragen.

Muster-Krankenzimmer zum Üben

Erst von oben wird die Dimension der gewaltigen Baustelle sichtbar. Aus einem Fenster am Ende eines Ganges in einer Station des Altbaus überblickt man die ganze terrassierte Baugrube, aus deren Mitte ein riesiger gelber Kran in den bleigrauen Winterhimmel ragt. „Allein für das Fundament eines einzigen Krans waren 280 Kubikmeter Beton nötig“, sagt Sascha Sandow, der Kaufmännische Direktor des Klinikums, der für den Neubau verantwortlich ist. Bislang stehen zwei Kräne im rötlichen Erdreich der mit gewaltigen Stützen gesicherten Baugrube, zwei weitere sollen demnächst folgen.

Mit schlafwandlerischer Sicherheit führt Sascha Sandow den Besucher durch die labyrinthisch anmutenden Gänge des Krankenhauses. Weit unten, im Bauch der Klinik, wo die Pathologie und auch die Physiotherapie untergebracht sind, öffnet sich eine Tür und man steht mitten drin in der Baugrube. Bagger fressen sich ins Erdreich und schichten Sandberge um. „Bislang ist die Baustelle noch überschaubar,“ sagt Sandow, zurzeit arbeiten in der Spitze maximal 40 Bauarbeiter. Während anfangs vor allem die Baustellenlogistik mit dem Lastwagenpendelverkehr für die Erdarbeiten die Herausforderung darstellte, beginnen, wenn das Wetter weiter mitspielt, nun bald die Arbeiten vor Ort, wenn die Drahtgeflechte für die Fundamente entstehen.

Ein paar Gänge weiter und in einer Art Hinterhof des alten Klinikgebäudes kann man schon einen Blick in die Zukunft des neuen Klinikums werfen. In einem Container wurden zwei Musterzimmer aufgebaut und möbliert. „Hier können unsere Pflegekräfte schon mal ein Gefühl für die neuen Zimmer bekommen“, erklärt Sandow, denn schließlich sind sie es, die später Betten durch Türen und um Ecken bugsieren müssen. „Das haptische Erleben in so einem Musterzimmer ist ganz anders, als nur auf einem Bauplan.“ Nachgebaut wurden ein Regelleistungszimmer und ein Wahlleistungszimmer, also die beiden unterschiedlichen Standards für Kassen- und Privatpatienten.

Während schon das Regel-Zimmer durchaus an ein modernes, funktionales Hotelzimmer erinnert, ist das Wahlleistungszimmer regelrecht luxuriös. Mit aufeinander abgestimmten Farben, Vorhängen, bequemen Sitzelementen für Besucher, Unterhaltungselektronik und sogar einem kleinen Kühlschrank im Nachttisch, der an die Minibar im Hotel erinnert. „Alkohol gibt es hier aber natürlich nicht“, schmunzelt Sascha Sandow und kündigt an, dass die Musterzimmer in nächster Zeit auch für interessierte Besucher und Anwohner zu besichtigen sein sollen.(HZ v. 8.1.25_KAI A.STRUTHOFF)