Elektrophysiologische Diagnostik
Die elektrophysiologische Diagnostik kann helfen, Verdachtsdiagnosen zu erhärten, unbekannte Störungen aufzudecken und Therapieerfolge zu überprüfen. Im einzelnen stehen folgende Methoden zur Verfügung:
- Elektroenzephalographie (EEG)
- Neurographie (ENG)
- Evozierte Potentiale (EP)
- Elektromyographie (EMG)
Elektroenzephalographie (EEG)
Das EEG registriert die elektrische Grundaktivität des Gehirns, wodurch Veränderungen erkannt werden können, die auf Schlaganfälle, Hirntumore, Gehirnentzündungen oder epileptische Anfälle hinweisen. Bei der Untersuchung werden 23 Elektroden an Kopfhaut und Ohrläppchen angebracht. Üblicherweise bleibt der Patient während der Untersuchung entspannt und mit geschlossenen Augen. Um versteckte und in der Ruheableitung nicht nachweisbare Veränderungen aufzudecken, können allerdings auch Provokationsmethoden angewandt werden (Flackerlicht, verstärkte Atmung, Untersuchung nach Schlafentzug). Durch den Einsatz digitaler Technik ist es in unserem Labor möglich, noch besser auffällige Veränderungen bestimmten Gehirnbereichen zuzuordnen (Elektroden-Remontagen).
Neurographie (ENG)
Diese Methode misst die Nervenleitgeschwindigkeiten sensibler und motorischer Nerven. Dazu werden über kleine an Armen oder Beinen befestigte Elektroden Stromimpulse übertragen, die zwar etwas unangenehm sein können, jedoch nicht schmerzhaft sind.
Die Neurographie kann Leitungsverzögerungen oder Funktionsverluste von Nerven des Gesichts und der Extremitäten sehr genau feststellen und liefert somit wichtige Hinweise auf den Entstehungsort und die Ursache von neurologischen Ausfallserscheinungen: So können unter anderem Nerveneinklemmungen wie z.B. im Bereich des Handgelenks nachgewiesen werden (sog. Karpaltunnelsyndrom), die Fehlfunktionen von Spinalnervenwurzeln erfasst werden (z.B. bei Bandscheibenvorfällen) oder die Art der Nervenveränderung eingegrenzt werden (z.B. bei Polyneuropathien, „diabetischer Fuß“).
Evozierte Potentiale (EP)
Diese Methoden überprüfen die Funktionen von Nervenbahnen, indem genau die Sinnesreize simuliert werden (z.B. Sehsinn oder Hörsinn), deren Leitungsbahn gemessen werden sollen. Die Ableitungselektroden werden am Kopf und zum Teil auch am Rücken platziert. Je nach Sinnesreiz sind zu unterscheiden:
somatosensibel evozierte Potentiale (SEP)
Mit feinen Stromimpulsen an den Extremitäten werden die Leitungsbahnen stimuliert, die das Empfinden aus Armen und Beinen an das Gehirn weiterleiten. Festgestellte Veränderungen können durch verschiedene neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Bandscheibenvorfälle in der Brust- oder Lendenwirbelsäule oder Hirntumore bedingt sein.
akustisch-evozierte Potentiale (AEP)
Klickimpulse, die über einen Kopfhörer abgegeben werden, stimulieren die Hörbahn. So können wichtige Informationen über den Hör- und Gleichgewichtsnerven sowie die Hirnstammfunktion gewonnen werden.
visuell-evozierte Potentiale (VEP)
Diese Stimulation ermöglicht die Überprüfung der Sehnerven und der gesamten Sehbahn bis hin zur Sehrinde im Hinterhauptlappen des Großhirns. Sie ist besonders wichtig bei entzündlichen Erkrankungen des Gehirns, die bevorzugt diese Strukturen betreffen.
motorisch-evozierte Potentiale (MEP)
Mittels Magnetstimulation werden die motorischen Nervenbahnen von der Großhirnrinde über das Rückenmark bis in die einzelnen Muskeln überprüft. Hierzu werden mit einem Magnetstimulator die Bewegungszentren im Gehirn stimuliert, und es wird die so ausgelöste Aktivität in Hand und Fuß registriert. Auf diese Weise können die motorischen Nervenbahnen von der Großhirnrinde über das Rückenmark bis in die einzelnen Muskeln überprüft werden.
Elektromyographie (EMG)
Mit Hilfe einer dünnen Nadel wird bei der Elektromyographie die elektrische Aktivität der Muskelfasern direkt aus dem Muskel abgeleitet. Die Untersuchung in Ruhe und bei Aktivierung gibt Einblicke in die Funktion einzelner Muskeln und der zugehörigen Nerven. So können z.B. Nervenwurzelschädigungen nach Bandscheibenvorfällen nachgewiesen und verschiedene akute oder chronische Muskelerkrankungen aufgedeckt werden. Auch Reparatur - und Erholungsvorgänge in der geschädigten Muskulatur lassen sich so erkennen.
Ein Spezialverfahren der EMG ist die Tremoranalyse. Hierbei wird die EMG-Aktivität von zitternden Muskelgruppen abgeleitet (Parkinsonsche Erkrankung u.ä.). Mit dem Verfahren können verschiedene Arten des „Zitterns“ (Tremor) unterschieden werden – eine wichtige Voraussetzung für eine gezielte Therapie. Außerdem kann der Behandlungserfolg objektiv überprüft werden.