Lebertumore / Lebermetastasen

Was ist das?
Lebertumore sind gutartige oder bösartige Veränderungen, die vom Lebergewebe selbst ausgehen.
Die Leber liegt im rechten Oberbauch und besteht aus 2 Leberlappen (rechter und linker Leberlappen). Dabei unterteilt man den linken Leberlappen in 3 Segmente und den rechten Leberlappen in 5 Segmente.
Lebermetastasen sind Absiedelungen (Metastasen) bösartiger Tumore anderer Organe in der Leber. Das heißt, die bösartigen Ausgangstumore (Primärtumor) liegen in anderen Organen (z.B. Dickdarm, Magen, Bauchspeicheldrüse) und haben dann in die Leber gestreut. Am häufigsten gehen Lebermetastasen vom Dickdarmkrebs und Mastdarmkrebs aus.

Bösartige Lebertumore, also solche Tumore, die vom Lebergewebe selbst ausgehen, sind selten. Sie gehen meist von den Leberzellen selbst aus (hepatozelluläres Karzinom) oder von den in der Leber verlaufenden Gallengängen (cholangiozelluläres Karzinom).

Risikofaktoren für die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms sind die Hepatitis B und C- Infektion, der Alkoholmissbrauch mit Leberzirrhose und die sogenannte Hämochromatose, eine genetisch bedingte Eisenspeicherkrankheit.
Risikofaktoren für die Entwicklung eines cholangiozellulären Karzinoms sind die chronisch entzündliche Dickdarmerkrankung (Colitis ulcerosa), die auch entzündliche Veränderungen in den kleinen Gallengängen der Leber hervorrufen kann, die langfristig eine Entartung des Gewebes zur Folge haben können. Ein erhöhtes Risiko haben auch Menschen, die ein Gallensteinleiden in der Leber entwickeln (meist bilden sich die Gallensteine ja nicht in der Leber, sondern in der Gallenblase; diese Patienten sind nicht gemeint) oder Gallengangszysten in der Leber entwickelt haben (sog. Caroli-Syndrom). Auch Parasiten und Chemikalien (Nitrosamine) sowie Medikamente werden angeschuldigt, an der Entwicklung cholangiozellulärer Karzinome beteiligt zu sein.

Die Tumore machen sich – wenn überhaupt – durch Gewichtsverlust, Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Juckreiz oder eine Gelbsucht bemerkbar. Meist sind diese Beschwerden aber durch die Grundkrankheit (z.B. Leberzirrhose) bedingt, so dass der Tumor selbst oft quasi zufällig entdeckt wird.
Die Tumore werden durch folgende Maßnahmen diagnostiziert:

  • Ultraschalluntersuchung ohne und mit Kontrastmittel
  • Bestimmung der Tumormarker im Blut
  • Computertomogaphie
  • Kernspintomographie
  • Punktion mit mikroskopischer Untersuchung des entnommenen Gewebes

Wesentlich häufiger als die Tumore, die vom Lebergewebe selbst ausgehen, sind Absiedelungen anderer bösartiger Tumore in der Leber, die sogenannten Lebermetastasen. Am häufigsten sind Absiedelungen vom Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) und vom Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom). Aber auch Magenkarzinome, Pankreaskarzinome (Bauchspeicheldrüsenkrebs), Brustkrebs (Mammakarzinom) und andere bösartige Tumore können Absiedelungen in der Leber bilden.

Wie die Lebertumore machen auch die Metastasen kaum Beschwerden. Gewichtsabnahme, Oberbauchschmerz oder Gelbverfärbung der Haut treten meist erst bei großen oder zahlreichen Tumoren auf. Meist werden die Lebermetastasen zufällig oder im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen festgestellt.
Folgende Untersuchungen sind für die Diagnose von Lebermetastasen wichtig und sinnvoll:

  • Ultraschalluntersuchung des Bauches mit und ohne Kontrastmittel
  • Computertomographie des Bauches
  • Evtl. Punktion des Tumors mit mikroskopischer Untersuchung des Gewebes
  • Tumormarkerbestimmung im Blut
  • Wenn noch nie ein anderer Tumor gefunden wurde: Suche des Primärtumors

Werden Lebermetastasen diagnostiziert, ist dies kein Grund, die „Flinte in`s Korn zu werfen“!
Lassen Sie sich durch Tumorspezialisten beraten (Chirurg, Internist).

Was kann man tun?
Lebertumore
Das hepatozelluläre Karzinom kann am besten operativ entfernt werden. Allerdings ist die Operabilität oft durch die Einschränkung der Leberfunktion (z.B. bei Leberzirrhose) zu risikoreich. Dann besteht als Alternative die Verödung des Tumors durch „Verstopfen“ der ihn versorgenden Blutgefäße (Embolisation). Dies kann unter lokaler Betäubung erfolgen. Dabei wird ein kleiner Schlauch (Katheter) über ein Blutgefäß in der Leiste unter Röntgendurchleuchtung bis in die Leber vorgeschoben. Dort kann dann – ebenfalls unter Röntgendurchleuchtung – das Tumorgefäß oder die Tumorgefäße mit einem Medikament verschlossen werden. So wird der Tumor von seiner Blutversorgung abgeschnitten.
Diese Maßnahme kann dann zusätzlich mit einer Verschorfung des Tumors durch Hitze kombiniert werden (Radiofrequenzablation). Dies geschieht unter Ultraschalkontrolle, unter Computertomographie-Konrolle oder im Rahmen einer minimal-invasiven Operation.

Auch die von den kleinen Gallengängen ausgehenden bösartigen Tumore müssen – wenn immer möglich – operativ entfernt werden. Dabei handelt es sich um aufwändige Operationen, die entsprechende Erfahrung benötigen.

Lebermetastasen
Wenn immer möglich sollten Lebermetastasen operativ entfernt werden. Durch die Operation ist eine Heilung möglich.
Die Operation orientiert sich an den Segmenten der Leber. Während der Operation wird die Lage der Metastase mit einem Ultraschall kontrolliert (intraoperativer Ultraschall). Meist wird das gesamte Segment entfernt, in dem sich die Metastase befindet. So wird die Metastase mit Sicherheitsabstand im Gesunden entfernt.

Was bietet das Klinikum Bad Hersfeld?
Das Vorgehen wird in einer interdisziplinären Tumorkonferenz, bei der alle Experten beraten (Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen, Röntgenärzte), festgelegt.
Es sind alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gegeben, d.h.:

  • Operation
  • Embolisation
  • Radiofrequenzablation
  • Kombinationseingriffe

Die Embolisation und die Radiofrequenzablation erfolgt im Institut für Radiologie. Die Radiofrequenzablation erfolgt, soweit sie ultraschallgesteuert durchgeführt wird, darüber hinaus in der Klinik für Innere Medizin I.
Die Operationen inklusive der Kombinationseingriffe (Resektion+Radiofrequenzablation) werden in der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie durchgeführt. Dabei kommen auch minimalinvasive Verfahren (Schlüssellochtechnik) zum Einsatz.

Die Eingriffe werden nur von spezialisierten Chirurgen vorgenommen.
Von Nicht-Chirurgen wird die Frage, ob Tumore der Leber oder Metastasen operativ entfernbar sind oft anders eingeschätzt, als von Chirurgen, die diese Eingriffe durchführen.

pdf Leber- und Gallenwegskrebs